Susanne Barg erichtete von ihrer Arbeit in der Beratungs- und Koordinierungsstelle Frau und Beruf. Diese Einrichtung, die mit zwei Mitarbeiterinnen seit sieben Jahren in Braunschweig existiert und an die Volkshochschule angebunden ist, versteht sich als Bindeglied zwischen den Frauen, der regionalen Wirtschaft, der Arbeitsverwaltung und den Weiterbildungseinrichtungen. Bei der Koordinierungsstelle finden Frauen individuelle Beratung und passende Weiterbildungsangebote, etwa zum Wiedereinstieg in den Beruf nach der Familienphase, bei Arbeitslosigkeit oder dem Wunsch nach beruflicher Veränderung. In einem Überbetrieblichen Verbund mit örtlichen Betrieben fördert die Koordinierungsstelle frauen- und familienfreundliche Maßnahmen, um Kinder und Berufstätigkeit vereinbaren zu können. Mütter sollen und wollen auch während der Elternzeit am Ball bleiben, Kontakte zu ihrem Arbeitgeber aufrechterhalten und ihre Kompetenzen aktualisieren. Familienfreundlichkeit rechnet sich für die Betriebe, betonte Frau Barg. Es zahle sich aus, Arbeitnehmerinnen auch nach der Geburt ihrer Kinder an die Betriebe zu binden, denn eine Neueinstellung koste nicht nur Geld, sondern bedeute auch einen Verlust von Wissen und erprobten Geschäftsbeziehungen.Christiane Posega, die Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Braunschweig, schilderte anhand interessanter Statistiken die Probleme arbeitssuchender Frauen. Ende Dezember waren rund 12 500 Frauen im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet. Ein Viertel sucht einen Teilzeitarbeitsplatz, um Familienpflichten und Erwerbsarbeit besser vereinbaren zu können. Fast ausschließlich Frauen sind als Berufsrückkehrer gemeldet, das heißt, sie möchten nach einer Phase der Kinderbetreuung wieder erwerbstätig sein. Leider können viele Frauen nicht in den ursprünglichen Betrieb zurückkehren, weil die notwendigen Teilzeitarbeitsplätze nicht zur Verfügung stehen. Das Aussetzen der Berufstätigkeit während einer häufig dreijährigen Erziehungszeit ist bei uns immer noch besser geregelt als die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, kritisierte Frau Posega. Das ergäbe sich aus der Beratung von Bewerberinnen sowie Gesprächen mit Teilnehmerinnen an Informationsveranstaltungen im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur, die jeden ersten Mittwoch im Monat stattfinden. Große Probleme, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, haben auch ältere Frauen ab 50 Jahren. Die Entlohnung richtet sich in vielen Branchen nach Dienstalter, so dass fast automatisch ältere Bewerberinnen als zu teuer gelten. Sie sind besonders von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, obwohl gerade sie engagiert einen Arbeitsplatz suchen. Erstmals startet jetzt ein speziell für diese Personen eingerichtetes Training zum Wiedereinstieg in den Beruf.Ria Nijmeijer, die erste Vorsitzende des Überbetrieblichen Verbundes Frau und Beruf, schilderte aus ihrer Praxis bei dem Seniorenpflegeheim Stiftung St. Thomaehof Erfahrungen mit der Organisation von Teilzeitarbeit. Damit sich Frauen nicht für Kinder oder Beruf entscheiden müssten, seien solche Angebote sehr wichtig. Bei der Stiftung St. Thomaehof gibt es seit den 70er Jahren Teilzeitarbeitsplätze zwischen 15 und 167,5 Stunden im Monat und durch einen verbesserten Dienstplan gelang der Abbau von Überstunden. Den drei Referaten schlossen sich eine lebhafte Diskussionsrunde und ein Erfahrungsaustausch mit den Zuhörerinnen an. Für die Abschlussrunde stellte die Vorsitzende der ASF, Annegret Ihbe, die Frage, was Politikerinnen und Politiker tun könnten, um die Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Männer erziehen, antwortete spontan Frau Nijmeijer. Eine sorgfältige Berufsberatung für Schulabgängerinnen sei wichtig, erklärte Frau Barg, damit eine Enttäuschung über den erlernten Beruf nicht zur Flucht in ein reines Hausfrauendasein führe.Kommunalpolitiker sollten die Vereinbarkeit von Familie mit Berufstätigkeit fördern und kontrollieren, wie viel Geld für Maßnamen zugunsten von Frauen eingesetzt werde, empfahl Frau Posega. Frauen sollten sich frei entscheiden können, ob sie als Mütter weiterhin arbeiten. Dazu seien zeitlich flexiblere Angebote für die Kindertagespflege nötig sowie mehr Unterbringungsmöglichkeiten für unter Dreijährige.
Familienfreundlichkeit rechnet sich !
Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) im Bezirk Braunschweig hatte am 26. Januar drei sehr kompetente Referentinnen zum Thema Chancengleichheit am Arbeitsplatz eingeladen. Die Möglichkeiten und die Probleme der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurden dabei aus drei verschiednen, sich ergänzenden Perspektiven beleuchtet.